Rezensionen

When Time Is Just A Word

Es geht um Jules Verne, um seinen Romanklassiker „In 80 Tagen um die Welt“ und um Musik, die von Streetmark bis Kraftwerk, von den Hannoveraner Krautrockern Ramses bis zu Michael Rother viele unterschiedliche Taufpaten hat: Die achte Platte WHEN TIME IS JUST A WORD der deutschen Romantikrocker Nautilus führt den Zuhörer tief in die 70er, als lange Instrumentalpassagen, ausladende Keyboard-Parts, verträumte Gitarrensoli und sphärische Sounds das Musikbusiness diktierten. Kein Wunder also, dass Grobschnitt-Mitgründer und Mastering-Experte Eroc hier erneut seine Finger im Spiel hatte und dafür sorgt, dass dieser warmblütige Artrock mit einem entsprechenden Soundkleid ausgestattet wird. Nix für Hektiker, sondern für Träumer und Schwärmer.

Copyright: Classic Rock 06/24


When Time Is Just A Word

Die Reise geht weiter. Und wenn die Gitarre im Opener „A Gentleman’s Bet“ beginnt, ihre Schwingungen gen Hörers Kleinhirn zu schicken, möchte man nur eins: Aufhören zu schreiben, die Augen schließen und Phileas Foggs Fußstapfen, oder besser der Band Nautilus folgen, die nach dem 2022er „A Floating City“ wieder auf Jules Verne setzt. Lag dem letzten Studioalbum der Roman „Eine schwimmende Stadt“ zugrunde, so macht der Name des ersten Stückes klar, dass es sich beim neuen Album nur um „In 80 Tagen um die Welt“ handeln kann.

Das Booklet hält uns die Lyrics der Platte bereit und informiert, dass EROC für den leckeren Klag verantwortlich zeichnet. Überhaupt und Gottseidank muss man sagen, dass der alte GROBSCHNITT-Haudegen an sehr vielen Produktionen aus deutschen Landen beteiligt ist. Musik wie die von Nautilus würde auch funktionieren, käme sie in Transistorradio-Qualität daher, denn gute Musik bleibt gut und schlechte will man über High End eh‘ nicht hören. Aber über zwei A-300 aus Yokohama und zwei Nautilus aus England ist das dann doch eine andere Hausnummer, und da muss die Quelle vom Feinsten sein. Ihr seht, ich bin nicht nur musikalisch gerade auf einer Traumreise, denn A-300 Amps und Nautilus Speaker sind wie Grundstücke auf dem Mond: eigentlich unerreichbar.

Ganz leicht zu bekommen sind die Reisunterlagen für den vorliegenden ohralen Trip um die Welt: digital über Fuego und bei Sireena als Polycarbonat.

Ich stecke noch immer in der ersten Nummer fest, denn die Machart, die Assoziationen, das Feeling und die Stimmung des Stückes „A Gentleman’s Bet“ aktivieren in meinem Kopf Synapsen, die auf Musik aus den Siebzigern und dort auf Bands wie JANE oder NOVALIS reagieren. Nautilus war ja früher stärker elektronisch unterwegs, steuerte aber nach dem Weggang Ralf Obels mehr in Richtung Prog- und Art Rock. Nachdem Obel die Band verlassen hatte, war Martin Ludwig das einzig verbliebende Gründungsmitglied des als Duo gestarteten Projekts Allerdings war von Anfang an der Unterfranke Werner Strätz irgendwie dabei. Sporadisch, bis er 2001 festes Bandmitglied wurde. Später folgte mit Jürgen Dürrbeck ein neuer Mann an den Tasten und als letzter Zugang ist Meiko Richert zu nennen.

Natürlich hat die Elektronik nach wie vor ihren Platz. Jürgen und Martin sind mit Sequenzer und Synthesizer auch schon mal präsenter, wie z. B. im Longplayer „Travellers Without Time“, bei dem der elektronische Rhythmus stoisch antreibt, da ja keine Schießbude vorhanden ist. Zur überwiegend sphärischen, stellenweise gar krautigen Musik ist das Fehlen von Fellen nicht wirklich tragisch, wenngleich ich gestehen muss, dass es mich schon interessieren würde, wie Nautilus mit Drummer rüberkommen würde.

Allerdings lässt mich der an viele seiner Kollegen aus musikalisch ähnlichen Welten erinnernde Strätz nicht lange an so etwas denken, denn sein auch öfter an GILMOUR erinnerndes Spiel ist einfach fesselnd – auch im Verbund mit dem Keyboardspiel der beiden Tastenmänner. Herrlich, wie das manchmal rüberkommt – so sehe ich in „Donkeys And Sheep“ doch tatsächlich ein altes Harmonium vor meinem geistigen Auge ….

Aber auch Meikos Stimmbänder wissen zu überzeugen. Man höre nur mal „Wherever You Go“, wo er mit seinen Vocals führt, bis dann Werner mit einem harten Gitarreneinsatz einbricht, das er gemäßigter in „Crusading Lights“ fortführt. Zarte und unaufdringliche Elektronik mischt sich ein und man darf Nautilus attestieren, dass sie zwischen krautigen Gitarrentunes und progressiver Elektronik perfekt navigieren. Neben den handwerklichen sind auch die songwriterischen Fähigkeiten nur perfekt zu nennen. Melodien und Harmonien, die mehr als einmal zum Niederknien einladen, tauchen wie aus Wolken auf und ergießen sich in die Ohren des Hörers.

Das herrliche „Sheep“ soll als Beispiel dienen, wie traumhafte Keys neben akustischen Gitarrenakkorden wabern und sich über beide dann die Sologitarre ergießt. Was für eine tolle musikalische Reise – so ganz anders als die des Gentleman Phileas Foggs und seinem Diener Jean Passepartout in Vernes Roman.

Nicht alle Stücke sind mit Gesang und so gibt es in den instrumentalen Nummern etwas mehr aus den Schaltkreisen, wie etwa in „To Another Dimension“, wo sich Rhythmus und ‚Schlagzeug‘ eher an das Ohmsche Gesetz, denn an muskuläre Aktivitäten halten. Wer kein Freund elektronischer Musik ist, braucht aber keine Bedenken zu haben, denn „When Time Is Just A Word“ ist eine dieser Platten, die wohl bei Musikfreunden jeglicher (guten) Couleur punktet.

Schön, dass in „Country Of Stars“ und „Back Home In Silence“ aus dem Roman zitiert wird. Bei letztgenanntem Stück auch in der Sprache Jules Vernes, was dem Track etwas Besonderes verpasst, wie das auch an vielen Stellen die Backings von Katja Weigel tun. Ein schönes Beispiel dafür ist „Rainbow Tears“, in dem neben einem starken Gesangspart, der mich an irische Kneipen erinnert, wieder diese starke Kombi aus akustischer und elektrischer Gitarre zu hören ist.

Mit „When Time Is Just A Word“ ist Nautilus wieder ein starkes Album gelungen und ich möchte mich selbst mit meinem letzten Satz aus „A Floating City“ zitieren: »Weiter so, der gute Jules hat noch jede Menge Literatur …«.

Copyright: Rocktimes (Ulli Heiser)


When Time Is Just A Word

Die Nautilus, bekannt aus den Romanen „Zwanzigtausend Meilen unter dem Meer“ und „Die geheimnisvolle Insel“ taucht wieder einmal ab, um neue Abenteuer zu bestehen. Zum mittlerweile achten oder neunten Mal zeigt sie sich als NAUTILUS an der Wasseroberfläche, um zwei Jahre nach ´A Floating City´ abermals auf den Spuren des französischen Autors Jules Verne mit ´When Time Is Just A Word´ eine musikalische Weltreise zu unternehmen.

Diesmal läuft der Hörer mit der NAUTILUS die Schauplätze des Romans „In 80 Tagen um die Welt“ ab, nebst weiteren Beobachtungen und Erkundungen auf der Strecke. Gründer Martin Ludwig an den Keyboards/Synthesizern und sein Kompagnon Jürgen Dürrbeck an den Synthesizern/Sequenzern beleben zum wiederholten Male die Siebzigerjahre und ihre Einflüsse aus dem Progressive und Art Rock mit denen der Berliner Schule.

NAUTILUS lassen die Musik fließen, so wie das Wasser durch ein Rinnsal rauscht. Die Kompositionen sind derart atmosphärisch und träumerisch, dass sich durch die Keyboards und Synthesizer regelrechte Landschaften aufbauen. Ein Freudenfest für instrumentale Liebhaber von TANGERINE DREAM, KLAUS SCHULZE und VANGELIS.

Zusätzlich schwebt allerdings auch immer wieder gerne die Gitarre von Werner Strätz in das Bild hinein, so dass ebenso Liebhaber von David Gilmour, Mike Oldfield oder Mark Knopfler prächtig unterhalten werden. Nur selten singt Meiko Richert im Vordergrund oder Katja Weigel aus dem Hintergrund der Klanglandschaften.

Angefangen in London und mit ´A Gentleman’s Bet´, wo der Gentleman Phileas Fogg mit den Mitgliedern des Reform Club eine Wette über 20.000 Pfund Sterling abschließt, dass es ihm gelingen würde, in 80 Tagen um die Welt zu reisen, endend bei der Heimkehr in Britannien mit ´Back Home In Silence´, steigern sich letztlich die Synthesizer immer wieder derart, um von den Gitarren erhöht zu werden, dass die Melancholie am Ende alle überwältigt.

In der Zwischenzeit von 80 Tagen oder insgesamt 70 Minuten bestimmen die Keyboards das Bild, ehe die Gitarre in ´Free Wings´ und dem Zwölfminüter ´Travellers Without Time´ alle übermannt. Selten stellt sich der Rock in ´Wherever You Go´ in den Mittelpunkt, überwiegend die Synthesizer wie in ´To Another Dimension´. Besonders repräsentativ für das Erscheinungsbild von NAUTILUS zeigen sich noch ´Crusading Lights´ und der Zehnminüter ´October Sunrain´.

Ob Nautilus von Jules Verne oder NAUTILUS von Martin Ludwig & Co, so wasserdicht wird sie immer populärer.

(8/10 Punkte)

Copyright: Michael Haifl, saitenkult.de


When Times Is Just A Word

Auch auf ihrem achten Album schöpfen Nautilus wieder aus Jules Vernes Oeuvre. Diesmal tragen sie den Hörer zu den Schauplätzen seines Romans „In 80 Tagen um die Welt“. Mit dem berühmten Glockenton von „Big Ben“ geht es in London los. Dann spülen einen breite warme Synthesizer-Flächen und eine bluesig-floydige Gitarre fort. Auch in „Free Wings“ steht die Gitarre von Werner Strätz im Zentrum. Das klingt so traumhaft schön, als hätte David Gilmour Peter Greens „In The Skies“-Album gehört. Elf Minuten gönnt sich „Travellers Without Time“. Akustische Gitarren und Klavier werden von heftig pulsierendem Sequenzer in der Tradition von Tangerine Dream abgelöst, bis wieder die E-Gitarre kreist. Nautilus‘ berühmter Spagat zwischen Artrock und Berliner Schule kommt hier zum Tragen. Mehreren Gesangsstücken leiht Meiko Richert seine Stimme, die mehr grummelt als nach vorne geht. „October Sunrain“ ist träumerisch wie manche Eric- und Mike-Oldfield-Stücke. Vertracktere elektronische Rhythmen offeriert „To Another Dimension“. Schwermütig geht die reise schließlich mit „Back Home In Silence“ zu Ende.

Copyright: Eclipsed (05/2024)


When Time Is Just A Word

When Time Is Just A Word is the 9th album by the German electronic progressive rock band Nautilus and is an atmospheric and flowing album of largely instrumental music that will appeal to listeners who appreciate dreamy, ambient, keyboard-led soundscapes overlaid by expressive, extended, and floating electric guitar soloing.

Led by founder, Martin Ludwig on keyboards/synthesizers and supported by Jürgen Dürrbeck on synthesisers/sequencer, they create a rich background keyboard wash that will appeal to fans of mid-period Tangerine Dream, Klaus Schulze, Vangelis and even Pink Floyd. However, what lifts the music up from its trippy musical ambience are the pure, soaring guitar lines of Werner Strätz, which combines elements of David Gilmour, Peter Green and Mike Oldfield amongst others to the evocative instrumentation. Occasional vocals and samples are supplied by Meiko Richert, with Katja Weigel adding backing vocals as appropriate.

The album is loosely inspired by Jules Verne’s Around the World in Eighty Days but is not necessarily restricted to the literary concept completely. Contemporary observations on modern travellers, introspection and even cosmic exploration mix with scenes from the novel. However, A Gentleman’s Bet opens with the sounds of Big Ben, and we are taken to the Reform Club in London, where Phileas Fogg accepts a £20,000 wager that he can complete his global journey in the said eighty days. Meiko’s dark vocals with their distinctive Germanic lilt add a sense of foreboding before the album’s template of electric guitar and occasional acoustic guitar, over the wash of synthesisers, begins over a rising tempo. Free Wings starts with a more futuristic electronic feel, before Werner’s reflective and echoing lead guitar, which for me sounds like Snowy White’s solo playing on his Bird of Paradise track from the 80s (itself a homage to Peter Green’s era in Fleetwood Mac.)

Travellers Without Time, begins with piano and then acoustic guitar, before Mark Knopfler-like guitar adds some nice sparkle. However, rhythmic Tangerine Dream synthesisers and pulsating sequences, with hints of The Alan Parsons Project, create a lovely hypnotic, ambient feel and tempo, with the track allowed to build gradually, through to the later introduction of lead guitar. Martin has said the music was inspired by the modern trend for travellers to rush through famous sights without actually experiencing them – as if it is more important to document them with their smartphones than to reflect on them (a later, shorter track, Donkey And Sheep has a similar meaning, with animal sounds and Roger Waters-like vocals over strummed guitar and a rich organ sound, before a delicate closing guitar solo).

Wherever You Go, is a different style, with Meiko’s vocals accompanied by a mid-tempo chugging rock beat and pleasing Wishbone Ash-style power chords and soloing, as we follow Inspector Fixx’s dogged pursuit of Fogg and his servant Passepartout. However, Crusading Light is very much a return to the band’s signature style – one that, for me, is fully realised on my favourite track, October Sunrain – where for over 10 minutes the almost improvised, dancing interplay between guitar and keyboards is lovely.

o Another Dimension has undulating Vangelis-style synthesisers at the start and a dreamy, cosmic, sci-fi, ambient feel before a native drum rhythm propels the music later, adding some welcome variety. Country of Stars, with some lyrical chiming guitar notes recalls a specific scene from the novel, where a dangerous encounter between the Sioux and American soldiers threatens to derail Fogg’s journey. The vocal snippet ‘Can I risk 50 lives to save 3’ conjures up this dramatic part of the story in the United States.

Rainbow Tears has a sleepy, melancholic feel, with the reflective, vocal ‘…never see you again’ accompanied by the piano, acoustic guitar along with the lush keyboard backing. It has a rather personal meaning to Martin and fits the album flow well. The album ends with the poignant Back Home in Silence, recalling, in the novel, Aouda’s feeling of pity for Fogg’s loneliness, as he returns home after his travels – with vocal samples adding to the overall contemplative ambience and downbeat, melancholic conclusion.

With just a few exceptions, there is a similarity to the musical soundscape throughout the album’s almost 70-minute duration. As a result, it is best appreciated in one sitting to allow you to be fully enveloped within the intertwining keyboards and guitar patterns and allow them to drift and flow at their own pace around you. Whilst there is nothing particularly ground-breaking here, the standard of musicianship is consistently high throughout, and this German electronic progressive band weave an intriguing, largely instrumental, tapestry of ambient, psychedelic and symphonic textures worthy of further exploration.

Copyright: David Edwards, The Progressive Aspect (04/2024)


When Time Is Just A Word

Experience the mesmerizing sounds of Nautilus with their album „When Time Is Just A Word,“ released by Sireena. This captivating collection of tracks showcases the band’s unique blend of progressive rock and psychedelic influences, creating a sonic journey that will transport you to another dimension.

From the intricate guitar riffs to the ethereal vocals, each song on this album is a masterpiece in its own right. The dynamic range of musical styles and textures keeps listeners engaged from start to finish, making it a must-have for any music enthusiast looking for something truly special.

Nautilus’s expert musicianship is on full display throughout the album, with each member bringing their own flair and creativity to the table. The seamless interplay between instruments creates a rich tapestry of sound that is both complex and accessible, drawing listeners in with its depth and intricacy.

With themes ranging from introspection to cosmic exploration, „When Time Is Just A Word“ offers a thought-provoking listening experience that will leave you pondering the mysteries of the universe long after the final notes fade away. Whether you’re a longtime fan of Nautilus or discovering their music for the first time, this album is sure to leave a lasting impression.

Copyright: roughtrade.com


A Floating City

Zwei Jahre nach The Mystery Of Waterfalls liegt nun mit „A Floating City“ das achte Studialbum der Progger Nautilus vor. Wie auf allen ihren Alben, ziehen die Musiker um Ur-Mitglied Martin Ludwig ihre Inspiration aus den Werken des französischen Schrifstellers Jules Verne. Vorliegendem Album liegt der Roman „Une ville flottante“ aus dem Jahr 1871 zugrunde, der 1875 auch in deutsch unter dem Namen „Eine schwimmende Stadt“ veröffentlicht wurde. In dem Roman schildert Jules die Erlebnisse (tatsächliche, als auch erfundene) während der Überfahrt auf der Great Eastern in die Vereinigten Staaten.

Die Wurzeln der Elektronik Duo-Vergangenheit haben immer noch Austriebe, sind aber bereits beim Eröffnungstrack mit einer süchtig machenden elektrischen Gitarre duchzogen. Absolut erkennbar sind sie allerdings in „Departure“, dem Track der stark in Richtung des Ursprungs von Nautilus schielt. Ein Schifsshorn eröffnet und dann fließt es angenehm elektronisch durch die Minuten. Ganz anders dann „Great Eastern“ – schöner, ’süßlicher‘ Prog mit stark sphärischem Gitarrenspiel. Der Gesang kommt angenehm und mit toller Stimme. Das Stück hält einen gefangen und die akustische Gitarre leitet die Akkorde von Dur nach Moll und umgekehrt. Das sind vierzehn Minuten Hammer-Genuss. Wie ein Fluss schlängelt sich das Thema In Richtung eines psychedelischen Horizonts; unaufhaltsam und den Hörer auf sanftem Wellengang mitnehmend.

Generell ist die Balance von akustischer und elektrischer Gitarre auf der Platte perfekt austariert und sollte jemand ‚Angst‘ vor elektronischer Musik haben, will ich die gerne nehmen: Die Gründertage der Band sind lange vorbei und was an Elektronik zu hören ist, geht eher in die Richtung Tangerine Dream. Eher ist es so, dass wir hochmelodischen Prog oder auch Art Rock hören, der in Verbindung mit etwas Elektronik perfekt ins Ohr geht. Ja, hoch melodiös ist das Album. Schönes Beispiel „Unguilty“ mit starken Gitarren und einer sehr relaxten Atmosphäre. Das Gitarrenspiel geht gar in die Richtung der Flatmänner und verströmt einen Hauch southern style. Auch „Moondance“, eigentlich ein forscher Trance-Ritt sowie eine gekonnte Symbiose aus Elektronik und Prog, gemahnt beim Saitenspiel an Flatman.

Vielfalt ist für die Besatzung von Nautilus kein Fremdwort; so gibt es bei „Autumn Light“ ein leich klassisches Gitarren-Intro, das mich an Dirk Michaelis‘ „Als ich fortging“ (kennt ihr sicher von Karussell) erinnert. Die ‚Great Eastern‘ schippert durch ruhigen Wellegang, der sich langsam steigert, aber nie zum Sturm mutiert. „In Mother“ eröffnen Kirchturmglocken und im Anschluss schwirrt eine Bluesharp über das Deck. Das Gitarrenspiel ist nah an Gilmour (mit einem Spritzer Knopfler) und im weiteren Verlauf erzählen zwei elektrische Gitarren miteinander, während am Horizont die Sonne rötlich schimmert. Starke Stimmung!

So in der Art geht es weiter und am Ende des Album hat der Hörer fast selbst eine Schiffsreise hinter sich. Eine Reise, die perfekt von Alltagshektik und Stress ablenkt und einen Eintauchen lässt in die Phantasien eines Jules Verne. Die Texte der drei Stücke mit Gesang sind abgedruckt, sodass man beim Hören mitlesen kann. Allerdings spricht die Musik selbst genug und da Meister Eroc für den Sound verantwortlich zeichnete, tut sie das in bester Qualität.

Nautilus hat mit „A Floating City“ wieder ein schönes Stück Art Rock geschrieben, das mit sanften Tasten und begeisterndem Saitenspiel irgendwo zwischen Prog und leichter Elektronik zu begeistern weiß. Weiter so, der gute Jules hat noch jede Menge Literatur …

Copyright: Ulli Heiser (rocktimes.info)


A Floating City

NAUTILUS bleiben weiterhin auf den Spuren Jules Vernes. Das achte Album beschäftigt sich mit dem autobiographisch durchsetzten Reisebericht/Roman „Eine schwimmende Stadt“ („Une ville flottante“, 1871). Passt schon, denn „A Floating City“ hat eine Menge von dem, was Soundtracks zu Reisedokumentationen ausmacht.

Viel Wohlklang, etwas proggige Beflissenheit, sehnsuchtsvoll schwelgende Gitarren, das Geschehen weich-ummantelnde Tasteninstrumente, dezent groovende Rhythmen und langer Atem. Wie ihn auch TANGERINE DREAM in den 80ern des letzten Jahrhunderts sowie PINK FLOYD und leicht abgeschlagen Mike Oldfield davor bewiesen. Das ist so warm und herzig, so blubberbläschen-chillig, dass man wonniglich drin baden kann. Immer mit dem Gespür, nicht in Gestade abzudriften, in denen sich zahnlose Haie wie Ricky King, CUSCO oder Richard Clayderman tummeln.

Neben softem Art-Rock und elektronischen Wellnessmassagen finden sich folkloristische Passagen, gerne mit akustischen Gitarrenklängen versehen, die auf spanischen Marktplätzen an lauen Abenden Bestand hätten („Moondance“). Geradezu abenteuerlich wird es, wenn bei „Mother“ eine Mundharmonika einsetzt und das Stück eine Ahnung von GROBSCHNITTs „Anyway“ als melancholischem Shanty entstehen lässt. Warum auch nicht, sorgt doch EROC (wieder einmal) fürs salonfähige klangliche Feintuning.

Noch abenteuerlicher wird es, wenn Gesang einsetzt. Nicht weil er besonders neben der Spur wäre, sondern weil sehr relaxt dem guten alten Akzentuieren der Frank Bornemann-Gedächtnisklasse gefrönt wird. Ob man das charmant oder abtörnend findet, liegt im Ohr des Zuhörenden. Wir, als freundliche Menschen mit viel Nachsicht, entscheiden uns für die Charme-Fraktion.

FAZIT: „A Floating City“ ist ein graziöses, friedvolles Album in wildbewegten Zeiten. Hier geht es smooth, gefühlvoll und harmonisch zu. Abenteuer enden happy, musikalische Reisen führen zum funkelnden Schimmer am Horizont und dahinter. Manchmal etwas zu anschmiegsam, aber der Winter naht, und wer will da meckern, wenn einem so viel Schönes wird beschert?

Copyright: Jochen König, musikreviews.de


A Floating City

Das Cover zeigt ein großes Passagierschiff auf der Kante eines Wasserfalls, kurz vor dem Abkippen. Doch Nautilus, das Prog-Rock-(Pop-)Quartett mit der Neigung zu stimmungsvollen Soundscapes, stürzen beim Entfalten ihrer neuen Stücke nicht ab, sondern kreieren sowohl mit Keyboard/Synthie/Electronic-Flächen wie mit schwebenden, auch mal an Pink Floyd erinnernden Gitarrensolos ganz eigene Stimmungen, in die man sich als Hörer sinken lassen kann. Und: Tasten- und Saiteninstrumente harmonieren hervorragend miteinander, ergänzen sich und umspielen sich immer wieder beeindruckend. Eine Vereinigung von Floyd- und Wishbone-Ash-Einflüssen, solchen der Berliner Schule (Tangerine Dream) mit eigener Handschrift. Ein Roman des französischen Autors Jules Verne lieferte erneut die Vorlage und den Titel für das über weite Strecken instrumental gehaltene Konzeptwerk.

Copyright: Good Times (05/2022)


A Floating City

Sehr schönes Werk hier von der Prog Rock Gruppe Nautilus. Geboten wird eine tolle Mischung aus sphärischer Elektronik und Floyd angehauchtem Gitarrenspiel. Absoluter Anspiel Tipp von mir, das wunderbar lange Stück „The Great Eastern“ mit einem geradezu bombastischen Gitarren Ausklang. Bei Moondance geht es sogar, laut meinem Gehör, ein wenig in Richtung Santana. Wunderbar entspannend erklingt es in Autumn Ligtht, während Departure, mit hypnotischen Sequenzer Arpegio, etwas feines für die eher Tangerine Dream orientierte Klientel ist. Alles in allem ein Prog Meisterwerk und da soll noch einer sagen, heut zu Tage gäbe es keine Bands mehr, die solch phantastische Musik noch drauf haben. Wer auf Alben wie Rick Wakemanns ebenfalls Jule Verne inspiriertes Werk „Journey to the Centre of the Earth“ steht, findet hier ebenso virtuose epische Prog Art Kunst und dürfte begeistert sein! Jedem Prog Rock Fan echt wärmstens zu empfehlen und auch die Idee den Kosmos des frühen SF und Phantastic Autors Jules Verne mit epischer Rock Musik zu verbinden sucht seines gleichen. Meistens ist es ja so, das sich die frühe Musik mancher Prog Rock Bands wie etwa Genesis oder PF zwar sphärisch und SF mäßig anhört, aber dann meist doch Texte hat, die mit Phantastic nichts zu tun haben. Wer nun Phantastic und passende sphärische Musik kombiniert sucht, ist bei dieser Band jedoch genau richtig gelandet.

Copyright: Dreamtimer, Amazon.de (23.09.2022)


A Floating City

Die Musik von NAUTILUS ist über die letzten zwei Dekaden weitaus monumentaler geworden. Ursprünglich instrumental und elektronisch geprägt, ertönen ihre Werke heutzutage auch vereinzelt mit Gesang und sind von episch progressiver Natur.

Ihr achtes Studioalbum wandert diesmal auf den Spuren von Jules Vernes halbfiktiver Reisebeschreibung „Eine Schwimmende Stadt“ (1871). Denn bereits der Vorgänger ´The Mystery Of Waterfalls´ schlenderte in Gedanken anhand der Erlebnisse von Kapitän Nemo. Kein Wunder, neben Jules Vernes-Verehrer Martin Ludwig (Keyboards, Synthesizer, Acoustic guitar) ist Neu-Sänger Meiko Richert (Bass, Keybaords) Redakteur des Jules Vernes-Club-Magazins.

Doch mit ´A Floating City´ gelingt es NAUTILUS noch entschiedener, ihren Vorbildern Mike Oldfield, PINK FLOYD und TANGERINE DREAM zu entfleuchen, derweil die Vielfalt über eine Stunde lang erhalten bleibt. Hier aalen sich elektronische Stücke wie ´Departure´ neben solchen wie ´Unguilty´ mit echter Landluft. Im Zentrum steht natürlich der epische 14-minütige Longtrack mit Gesang namens ´The Great Eastern´. Doch schon bei ´Waiting Room´ fängt die Gitarre zur Begrüßung an zu singen, Meiko Richert allerdings, neben ´Waiting Room´ und ´The Great Eastern´, nur noch im 10-minütigen ´Silver Ways And Rainbows´.

NAUTILUS zeigen sich dabei vom Zustand der Menschheit derart enttäuscht, dass selbst das Covergemälde von Volker Redel metaphorisch ein über dem Abgrund hängendes Schiff veranschaulicht.

(8 Punkte)

Copyright: Michael Haifl (saitenkult.de)


A Floating City

Zugegeben, ich habe meinen Jules Verne in meiner Jugend nur unvollständig studiert. Deshalb ist sein Werk „Eine schwimmende Stadt“ (1871) an mir vorbeigegangen. Darin hat Verne ausnahmsweise mal keine künftige technische Erfindung vorausgesehen, sondern nur eine Fahrt mit dem riesigen Schiff namens Great Eastern beschrieben und einige fiktive Ereignisse hinzugefügt.

Great Eastern war damals alleine schon durch die schiere Größe etwas Neues und Begeisterndes, als die meisten noch an rosige Zukunft durch technischen Fortschritt glaubten. Das Quartett Nautilus machte daraus – zumindest in den Songtexten – eher eine zeitgemäße Geschichte über das Ende von positiven Zukunftsträumen.

Würde man sich die Musik auf „A Floating City“ ohne Kenntnis der Texte anhören, könnte man trotzdem kaum eindeutig düstere Stimmungen ausmachen, als wären die Musiker insgeheim immer noch Optimisten mit einer Spur von Nachdenklichkeit und Melancholie. In „Moondance“ gibt es sogar tanzbare Rhythmen auf die Ohren. Tanz in den Untergang, vermutlich.

Als die wichtigsten Inspirationen gelten für Nautilus immer noch Pink Floyd, Mike Oldfield und Tangerine Dream. Dementsprechend treffen behäbiger Artrock, sphärische elektronische Musik und sanfte Spuren von Oldfield-Prog auf „A Floating City“ aufeinander. Das alles mitunter mit zartem Hauch einer entspannenden New Age-Session versehen. Hinzu kommt manchmal noch der stoische Sprechgesang, der (vermutlich) von Meiko Richert stammt und für mich etwas Naives vermittelt. Vielleicht weil er mit charmantem deutschem Akzent die englische Sprache verwendet. Nautilus sind durchaus zu eigenen stilistischen Kreationen fähig, wie zum Beispiel die Verschmelzung von Artrock und Elektronik in „Autumn Light“ beweist.

Am besten gefällt mir die CD, wenn rein elektronische Musik gemacht wird, wie in Teilen von „Last Signals on Endless Sea“, oder in „Departure“. Andererseits erreicht die Band mit ihrer eigenen, oben genannten Stilmischung doch mehr Musikfreunde.

Copyright: Siggy Zielinski (babyblaue-seiten.de)


The Mystery of Waterfalls

„Das Land, die Frauen, die Kinder, Väter und Mütter. Ich sah sie alle untergehen. Dort unten ist alles, was ich hasse.“ (Jules Verne aus „20.000 Meilen unter dem Meer“ und zugleich die ersten Worte auf „The Mystery Of Waterfalls“ von NAUTILUS)

Schwelgen wir doch einfach mal wieder in Kindheitserinnerungen, in denen man sich ganz ohne digitale Mittel von Kinderbüchern begeistern ließ, die einen mitnahmen in ferne Welten oder himmlische Höhen, aber auch tief hinein ins Meer zogen – gerne auch 20.000 Meilen tief, mit einem erfundenen U-Boot, das der Stand der Technik damals noch gar nicht auf dem Schirm hatte. Das U-Boot trägt den faszinierenden Namen NAUTILUS und der Kapitän, der es navigiert, Nemo. Ja, genau wie der Nemo, welcher später als lustiger Walt-Disney-Clownfisch die Kinoleinwände eroberte.
Ach, wie schön wäre es doch, dazu eine passende musikalische Untermalung zu erhalten, die diesen berauschenden Erinnerungen gerecht wird! Damit wären wir schon bei einer progressiven Elektronik-Band aus Deutschland, die uns als NAUTILUS in ihrem Musik-Unterwasser-U-Boot mit in die Meerestiefen aus viel Berliner-Schule-Electronics der Marke TANGERINE DREAM, aber auch akustische und floydianische E-Gitarren-Ausflüge sowie etwas Gesang und gesprochene Texte mitnimmt, die sich an dem Erfinder der NAUTILUS und von Kapitän Nemo orientieren.

„The Mystery Of Waterfalls“ basiert auf JULES VERNEs „20.000 Meilen unter dem Meer“. In dem Roman nimmt Verne tatsächlich die Entwicklung eines Unterseebootes dem technischen Fortschritt vorweg und wir begegnen Kapitän Nemo und seinem U-Boot, das den gleichen Namen wie die deutsche Prog-Electro-Band trägt: NAUTILUS. Auch sind auf dem dreifaltigen Digipak zwei Original-Illustrationen zur deutschen Erstausgabe der Buchs aus dem Jahr 1874 zu bewundern.

Bei ihrer Musik, die einen tatsächlich in die futuristischen Traumwelten unter der Meeresoberfläche entführt, welche Verne noch vor etwa 150 Jahren erfand, lassen sich die beiden Stamm-Keyboarder Martin Ludwig und Jürgen Dürrbeck, der zugleich weitreichende akustische Gitarren-Parts dem Album hinzufügt, von Werner Strätz an der E-Gitarre begleiten, die unzweifelhafte PINK FLOYD-Reminiszenzen weckt. Als Sänger und Sprecher kommt noch Meiko Richert hinzu, der auch die sich an Vernes Roman orientierenden englischen Texte verfasste und diese je nach musikdramaturgischer Situation singt oder spricht, wobei die gesprochenen Passagen aus Originalzitaten des Buchs bestehen.

Wer als Fan elektronischer Musik sowie speziell von NAUTILUS nun Angst hat, dass zu umfangreiche „Gesänge“ die Musik dominieren könnten, dem kann sofort Entwarnung gegeben werden, denn, ähnlich wie bei TANGERINE DREAMs „Alpha Centauri“, bleiben die vokalen Ausflüge auf „The Mystery Of Waterfalls“ sehr sparsam und beschränken sich auf drei der insgesamt zehn Stücke, wobei mit „Point Of Return“, dem mit knapp zehn Minuten Laufzeit längsten Song, zum Beginn des Albums am umfangreichsten ausfällt.
Summa summarum ist der erstmalige Einsatz einer Stimme bei NAUTILUS, die bis dahin ausschließlich instrumental unterwegs waren, eine zusätzliche Bereicherung ihrer Musik, die oft durch ihre schwebenden, harmonischen Klangstrukturen an EROC erinnert, der sich ebenfalls an diesem Album mit zusätzlichen Samples beteiligte und das Mastering sowie den finalen Schnitt übernahm. Aber auch Freunde des Mellotrons sowie ganz speziell von ELOY (allerdings mit sauberem statt akzentuierten englischen Gesang) und der guten 70er-Jahre-Soundwelten samt der feinen, linearen Stereo-Effekte werden von „The Mystery Of Waterfalls“ begeistert sein!

FAZIT: Nach sechs vorrangig auf elektronischer Musik basierenden Alben, die 1998 mit „Rising Balloon“ ihren Anfang nahmen, ließen sich die deutschen Berliner-Schule-orientierten NAUTILUS für „The Mystery Of Waterfalls“ 12 lange Jahre Zeit. Dafür aber schufen sie mit diesem 2020er-Album, das zugleich neben der elektronischen Musik, verstärkt durch die E-Gitarre, sehr viel progressives PINK FLOYD-Feeling sowie herrliche akustische Gitarreneinschübe in sich trägt und erstmals verhalten mit Gesang und gesprochenen Texten überrascht, ein echtes Meisterwerk im Rahmen progressiven Elektronik-Rocks, der noch dazu konzeptionell auf dem Roman „20.000 Meilen unter dem Meer“ von Jules Verne basiert. Schwebend wie ein U-Boot unter Wasser, allerdings ohne nach übertriebener Komplexität schielend. Ein Album für progressiv-elektronische Träumer(eien).

Wertung: 12 von 15 Punkten

Copyright: Thoralf Koß, musikreviews.de


The Mystery of Waterfalls

Nautilus haben es noch immer mit den Elementen. Nach Feuer („Solar Moon“), Erde („Underground Vision“) und Luft („Rising Balloon“, „Along The Windy Road“) erkunden Nautilus mit „The Mystery Of Waterfalls“ die Refugien des Wassers. Und zum ersten Mal ist auf der Nautilus auch ein Kapitän Nemo mit an Bord, was durchaus Sinn macht. Inspiriert von Jules Vernes Roman „20.000 Meilen unter dem Meer“ befinden sich Jürgen Dürrbeck und Martin Ludwig zwölf Jahre nach ihrem letzten Album wieder auf ganz großer Fahrt. Mit dabei – Sänger Meiko Richert und Gitarrist Werner Strätz – eine Konstellation, die Nautilus einmal mehr weit in die Tiefen des Progressiven Pop Rock vordringen lässt. Mit lieblich verträumten Soundscapes wagt man sich so gewappnet zum ‚Point Of Return‘, dem ‚Maelstrom‘ oder in den ‚Snowstorm Of The Sea‘. Trotz der titelgebenden Ungemach bleibt dabei alles reichlich easy und wohl temperiert, so als würden sich Pink Floyd an die zarteste Versuchung, seit es ‚Shine On…‘ gibt, wagen. Inklusive dezenter Longtracks. Und Nemo applaudiert gnädig.
Bewertung: 9/15 Punkten (CA 9, KR 9)

Copyright: Carsten Agthe, betreutesproggen.de


The Mystery of Waterfalls

„The Mystery Of Waterfalls“ ist das siebte Album der Band Nautilus, aus deren Gründertagen 1998 lediglich noch Martin Ludwig mit an Bord ist. Das ‚lediglich noch‘ ist aber immerhin 50%, denn ursprünglich war Nautilus ein Elektronik-Duo bestehend aus Martin Ludwig und Ralf Obel.
Der aus dem Blues stammende Gitarrist Werner Strätz war bereits zu Duo-Zeiten immer mal eine Stütze, wie auch Klang-Guru und Ex-Grobschnittmusiker Eroc. Auch vorligendes Album wurde von ihm gemastert und finalisiert. Des Weiteren gibt es einige Samples von ihm, als auch von Ralf Obel.
Als Ralf 2003 ausstieg, wurde der Nautilus-Output progressiver, was besonders auf ihrer 2004er Platte „In Search Of Castaways“ zu hören ist. Werner wurde 2000 festes Bandmitglied und das damalige Album „Solar Moon“ wurde bei den „Schwingungen-Wahlen“ des legendären WDR-Moderators Winfrid Trenkler zum besten Album des Jahres gewählt.
Daraufhin nahm sich das Label Prudence (BSC Music) der Band an und es folgten bis 2008 drei Platten. Bei der letzten, dem 2008er „Along The Winding Road“, ist dann auch der Keyboarder Jürgen Dürrbeck bei Nautilus eingestiegen. Es folgte eine Pause von zwölf Jahren und nun sind sie wieder da.
Wie auch auf den Vorgängerwerken blieb die Band ihrem Konzept, ihre Alben an die Romane des französischen Visionärs Jules Verne anzulehnen, treu. Allerdings ist nun mit Meiko Richert ein Sänger dabei, der mit seiner Stimme eine neue Komponente in das bisherige, rein instrumentale Schaffen einbringt.
Bis auf „In Your Eyes“ haben alle Stücke eine anständige Länge, sodass sich der Hörer den Klanglandschaften adäquat hingeben kann. Diese Landschaften liegen auf „The Mystery Of Waterfalls“ unter Wasser, und zwar 20.000 Meilen tief, dort wo sich auch Kapitän Nemo herumtrieb. Mystisch geräuschvoll, tieffrequent, fast drohend startet das Album so mit „Awakening In The Deep“, dass das kopfinterne Kino sofort die Filmrolle zum Laufen bringt. Wie aus dem Nichts mäandert eine Gitarre ins Geschehen und baut weitere Spannung auf. Gar nicht wie ein „Point Of Return“ legt sich der Track mit seiner süßlichen Elektronik ins Ohr – es sei denn, man wolle dieses Ort nicht mehr verlassen. Harmonisch gesellt sich nun auch der (neue) Gesang von Meiko Richert hinzu und Werner Strätz setzt mit seinem psychedelischen Gitarrenspiel dem Ganzen die Krone auf. Das sind zehn Minuten Prog vom Allerfeinsten.
Die eingesetzte Elektronik erinnert vielleicht am Ehesten an etwas Tangerine Dream, manchmal an den Schmackes einer Truppe wie Kraftwerk, wird aber zu keiner Zeit technisch oder gar kühl. Ganz im Gegenteil. Die beiden Gitarren zum Beispiel sorgen stets für die gewisse Spur Psychedelic. Die Elektrische gemahnt an Mr. Gilmour und auch sonst lugt dessen Band öfter mal um die Ecke. In „Summerwind“ gibt die Akustische ihre Schwingungen dazu und der Griff zum Schalter der Lavalampe ist ja nicht weit.
Die elektronischen Sequenzen sorgen für anständigen Drive, müssen sie auch, da ja keine handbetriebenen Rhythmusinstrumente an Bord sind. Gigantisch auch die scheinbaren Chöre, die ab und an die Dimension der Klangwelt enorm erweitern. Scheinbar, weil sie klingen wie ein Chor, aber per Mellotron erzeugt werden. Das erweitert, wie bereits gesagt, die Klanglandschaft – auch in die vierte Dimension: das sind Zutaten aus längst vergangenen, psychedelisch-progressiven Zeiten. Gerade und besonders die Synthesizer und Sequenzer tragen diesem Gefühl Rechnung.
„Snowstorm On The Sea“ wartet mit Twin Guitar-Passagen auf, dazu galoppiert ein Schlagzeug. Und da keine Schießbude aufgeführt ist, muss auch das Schlagzeug-Solo in „Maelstrom“ künstlicher Natur sein. Umgeben von den harmonischen Loops in Dur und Moll geht das mächtig in die Ohren und weiter. „The Kindness Of Rain“ lädt zum Abschluss dieser klasse Platte mit traumhaftem Gitarrenspiel noch einmal zum Träumen ein, fast als bewege sich das virtuelle Unterwasserfahrzeug langsam gen Oberfläche. Wabernde Tasten wie von einer uralten Farfisa begleiten das Auftauchen und im Hintergrund pumpt es, als ob ein starker Motor seine Freuqenzen durch die Schíffswand schickt.
Nautilus ist mit „The Mystery Of Waterfalls“ ein toller Ohrenschmeichler geglückt, der gekonnt mit der richtigen Mischung aus Elektronik und psychedelischen Gitarrenlicks in perfekter Choreografie und tollem Songwriting aufwartet. Dazu die gewohnt professionelle Handschrift von Eroc. Einer ohralen Traumreise via Kopfkino steht nichts im Wege.

Copyright: Ulli Heiser, www.rocktimes.info


The Mystery of Waterfalls

Lang ist’s her, dass uns Nautilus mit Geschichten im Spagat zwischen Artrock und Elektronik beehrten. Zuletzt 2008 mit „Along The Winding Road“. Aber natürlich bleiben Nautilus sich und ihrem Konzept treu, Geschichten von Jules Vernes zu vertonen. Mit „Awakening In The Deep“ startet man mit entsprechender Geräuschkulisse fast schon wie „Das Boot“ tief unterm Wasser durch; fiebrig und dunkel, bis eine Gitarre hellere Farben einbringt. Longtrack „Point Of Return“ wird dank Neuzugang Meiko Richert durch zunächst atmosphärischen Sprechgesang und dann
floydige Gesangsstrophen bereichert. Die Synthies rauschen und die Gitarre singt wie bei Mike Oldfield oder eben David Gilmour. Ein echter Wohlfühlstrom. Das minimalistische „Water Ride“ kombiniert Wasserrauschen mit viel Sequenzer; Aqua-Trance. ,,Summerwind“ ist dagegen ein sehr lyrisches, Gitarren-getriebenes Instrumental wie von Blonker oder Eroc, der auch wieder höchstpersönlich meisterlich gemastert hat. Das finale „The Kindness Of Rain“ ist wie ein langer Sommertraum im warmen Regen. Top-Track: Point Of Return

Copyright: eclipsed-Magazin, April 2020


Solar Moon

Nautilus ist eine deutsche Elektronikformation, die auf ‚Solar Moon‘ ihre musikalischen Vorbilder der sogenannten Berliner Schule nicht verleugnen können. Die Qualität ihrer typisch deutschen Synthiemusik ist so gut, dass sie mit dieser CD bei der Schwingungen-Preisverleihung 2001 in der Kategorie ‚bestes Album‘ den ersten Platz einheimsten.
Nicht ganz unverdient, denn ‚Solar Moon‘ ist sehr abwechslungsreich. Schon der Opener ‚Moon Over Pinnarp‘ schlägt einen mit seiner verträumten Gitarre in seinen Bann. ‚Enter The Moonlight Gate‘ überrascht den Hörer mit eingestreuten ethnischen Gesängen.
Klaus Schulze-Fans dürfen sich dann eher von ‚Moondriver‘ angesprochen fühlen, während man bei ‚The Rolling Silence Part I+II‘ wohl eher in Richtung Tangerine Dream schielt. Mit ‚Earthlight‘ findet man einen gelungenen Abschluss, der durch seinen Groove gut ins Ohr geht. Eine vielschichtige CD also, die zu gefallen weiß.

Copyright: M. Wesche @ Empire, Germany Oktober/November 2001


North Pole Pilgrim

Neues von der Nautilus, die mit ihrer Crew, bestehend aus Kapitän Martin Ludwig (Keys, Synths, Sequencer), dem ersten Offizier Ralf 0bel (Synths, Sampler, Sequencer) und dem Navigator Werner Strätz (E-Guitar) und dem Bordtechniker EROC schon seit nunmehr zwei CDs unter der BSC-Flagge auf den Spuren von Jules Verne unterwegs ist, um neue und alte Klangwelten miteinander zu verknüpfen. Diesmal hat man den Jules Verne Klassiker „Voyages du Capitaine Hatteras“ so zu sagen als Kartenmaterial genommen …
Heraus gekommen ist ein sehr interessantes Album, bei dem sich der Kapitän und der erste Offizier die kompositorische Arbeit gerecht geteilt haben. Allerdings hat es sich der Navigator auch nicht nehmen lassen, diesmal auch einen Beitrag zu der Logbucheintragung beizusteuern.
Jetzt aber zur Sache …
Wer hier kalte Töne, angesichts dieses doch recht frostigen Titels der CD erwartet, der wird überrascht sein. Nahezu alle Stücke
dieses Albums haben einen mehr oder weniger starken Gänsehautcharakter, wobei man nicht vergessen darf, dass es sich hier um Gänsehaut der wohligen Art handelt, so weich kommen die einzelnen Titel rüber ins Ohr und breiten sich langsam im ganzen Körper aus. Dieses ist sicher nicht zuletzt auch auf die schwebenden Gitarrenparts von Werner Strätz zurückzuführen, die sich in bester Pink Floyd-Manier (so aus der Zeit von „The Dark Side Of The Moon“ – nicht zu verwechseln mit „The Dark Side Of The MOOG“!!!) empfehlen und den einen oder anderen an die Zeit der Räucherstäbchen, Teeabende (und kleinen Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz) erinnern … Besonders zum Tragen kommt dieses Feeling bei Track 3, „Iceland“. Aber auch bei anderen Künstlern wurden ein paar stilistische Anleihen gemacht – hierzu sei Track 4 „Earth Hymn“ erwähnt, wo mich der Melodiepart doch ein wenig sehr an Dennis Hart erinnert und der Basslauf durchaus von Giorgio Moroder aus der Discozeit stammen könnte, so richtig schön verspielt und frisch. Selbst einen Ausflug in die Klassik scheut man nicht. „White River“ könnte teilweise auch fast aus der Feder eines Johann Sebastian Bach stammen …
Haben wir nicht im Moment einen Latino Boom in der Musikwelt? Tja, auch der ist hier nicht ganz an der Nautilus und ihrer Besatzung vorbei gegangen … Dieses Mal geht es auf die Kappe des Gitarristen Werner Strätz, der sich auf dieser CD mit dem Track „Snowflakes“ verewigt hat.
Latino? Gitarre? Wer fällt uns da ein? Richtig, Mr. Carlos Santana! Die Gitarre jault wie zu „Samba Pa Ti“-Zeiten und auch die Congas lassen Erinnerungen wachwerden an die oben schon erwähnten Zeiten …
Aber – mein absoluter Liebling ist und bleibt der letzte Track „Message Of The Earth“! Ein Stück, das mich ein wenig an die guten Oldfield-Zeiten erinnert und mir beim ersten Hören fast die Tränen der Rührung in die Augen trieb … „Jungle Guardenia“ lässt grüßen … (war die B-Seite der „Crime of Passion“-Single). Ansonsten könnte man dieses Album durch die Bank auch mit dem Prädikat versehen: für jeden Geschmack etwas dabei!
Halt, beinahe hätte ich noch etwas vergessen …
Wie immer wird der Mann in der Technik in solchen Rezensionen vollkommen übergangen, bei einigen sollte das auch kein Problem sein, aber wer diesen Reglerakrobaten übersieht und außer Acht lässt, der ist entweder ein Banause oder schlichtweg taub!
Alles in allem ist nämlich niemand anderer für den Sound dieser CD verantwortlich, als der Ex-Grobschnitt Drummer EROC. Er ist zwar kein Bandmitglied, aber ich habe ihn trotzdem oben in die Crew mit „eingebaut“ weil – ohne Techniker: a: nichts läuft, b: die Ideen noch so gut sein können, aber nicht ‚rüberkommen, wenn der Mann am Pult nur in der Nase bohrt und lieber das Letzte aus sich als aus dem Soundmaterial rausholt … Ob diese Abmischung nun letztendlich das Non plus ultra aus dem „Rohmaterial“ darstellt, weiß nur die Crew der Nautilus am besten. Aber bei mir als Hörer kommt sie sehr gut an und lässt den Schluss zu, dass man hier alles versucht hat, was möglich war und nichts unversucht ließ, um ein kleines Meisterwerk zu schaffen, denn das ist dieser kleine Silberling allemal und zählt für mich jetzt schon zu den Favoriten der besten CD des Jahres 2002.
Ich wünsche der Nautilus und ihrer Crew immer zwei Handbreit Wasser unter dem Rumpf und viele neue spannende Geschichten, die zu immer neuen Auftauchmanövern führen …
Brammi

Copyright: Uwe Brameier @ Schalldruck Nr. 15, März 2002


Along the winding road

Nach „In search of castaways“ von 2004 wurde Ralf Weiden durch einen Synthesizer- und Sequencer-Spieler namens Jürgen Dürrbeck ersetzt. Die beiden anderen Trio-Mitglieder, Martin Ludwig (Keyboards) und Werner Strätz (Gitarren), sind immer noch dabei. Alle drei Musiker steuerten ihre eigenen Kompositionen bei, wobei die Beiträge von Ludwig deutlich überwiegen.
Die Musik des Trios ist die gleiche geblieben: gefällige, sehr harmonische Musik, die klingt, als würde man so verschiedene Einflüsse wie Mike Oldfield, Barclay James Harvest, Jean-Michel Jarre, Klaus Schulze, Pink Floyd (aus der Zeit von „Wish you were here“) und Tangerine Dream verwerten. Dabei kommen schon mal rein akustische Gitarren-/Mandolinenstücke zustande („Winding road“, „Burning head“), es überwiegen aber immer noch vielschichtig arrangierte Instrumentals für Synthesizer, Sequencer und sowohl akustische als auch elektrische Gitarren. Für mich musizieren Nautilus am reizvollsten, wenn der Gitarrist Strätz zu den farbenreichen Klangteppichen des Herrn Ludwig soliert.
Bei der Plattenfirma fand man für Nautilus eine (nach meinem Eindruck leicht irreführende) Genrebezeichnung „Progressive Ambient“. Eher „Electronic-Folk-ArtRock-New Age-Instrumental-Music“, würde ich sagen. Die Stimmungen wechseln häufig zwischen akustisch-folkigen Instrumentalballaden und atmosphärischen elektronischen Nummern.
Wer nette und harmlose, aber dennoch gut gemachte und auf ihre Art „progressiv“ wirkende Instrumentals für laue Sommerabende braucht, der ist mit Nautilus gut beraten.

Copyright: Siggy Zielinski @ www.babyblaue-seiten.de


In Search Of Castaways

Es ist bekanntlich kein leichtes Unterfangen, eine durchweg gefällige, Elektronik-orientierte, gleichzeitig aber kurzweilige Musik zu erzeugen. Wenn man sich als eine Band nach dem Unterseeboot von Captain Nemo, einer vom Schriftsteller Jules Verne erfundenen legendären Gestalt benennt, und dann das Albumcover dementsprechend fantasieanregend gestaltet, als würde man im tiefblauen Ozean nach Schiffbrüchigen suchen, kann das schon mal dem Gesamkonzept des Werkes sehr dienlich sein. Mir sind die vorigen Alben von Nautilus leider nicht bekannt. Die zwei Vorgängeralben sollen, anders als die vorliegende CD, Space-Rock und Weltmusik mit Elektronik kombiniert haben.
Die zwischen New Age, Elektronik und sanftem, sagen wir mal, Retroprog angesiedelte Musik von „In search of castaway“, dem fünften Album von Nautilus, käme allerdings auch ohne außermusikalische Hilfsmittel ganz gut aus.
„In search of castaways“ beinhaltet überwiegend sanfte Keyboardflächen und Gitarrentöne a la Pink Floyd aus der Zeit von „Wish you were here“, die eine Verbindung mit harmonischen, etwa mit Tangerine Dream vergleichbaren, Sequencermustern eingehen, oder sich mit diesen abwechseln. Auf die Freunde von Pink Floyd warten hier einige deja vu-Erlebnisse, die vor allem durch einschmeichelnd und doch stimmungserzeugend solierende Gitarre zu beinahe statischen Keys hervorgerufen wird. Die drei Musiker benutzen das soeben Beschriebene des öfteren als Ausgangpunkt, um ihre verwobenen, dissonanzfreien, bisweilen auch recht engagiert und dicht ausgefallenen Klanggebilde aus Sequencer, Keys und Gitarren auf den Hörer wirken zu lassen, das Ganze manchmal mit Gitarren-, oder, viel seltener, mit Synthiesolos garnierend.
Von 11 Stücken ist für meinen Geschmack nur „Archaeopteryx“ allzu entspannend ausgefallen. Auch „Shadow nights“ fällt als eine wenig überzeugende Fusion-Nummer etwas ab. Ansonsten sind von meinem Standpunkt aus keine Schwachpunkte zu beklagen.
Die hymnische Melodie von „The final discovery“ klingt nach einer Zusammenarbeit von Mike Oldfield und Vangelis. „Back to earth“ läßt mich außerdem kurz an Jean Michel Jarre denken.
Wer sich also für Pink Floyd anno 1975, oder für Mike Oldfield begeistern konnte, und sich an einem beachtlichen Anteil schöngeistiger Elektronik nicht stören würde, kann hier bedenkenlos zugreifen.

Copyright: Siggy Zielinski @ www.babyblaue-seiten.de


In Search Of Castaways

Wem fällt bei Nautilus nicht sofort Jules Vernes Romangestalt Captain Nemo ein? Auf den bezieht sich das Trio um Martin Ludwig auch explizit. Spätestens der Blick auf das Cover beseitigt da alle Zweifel. Während meine Erinnerungen an die Nemo-Romane allerdings um die dramatischen Kämpfe um die Insel des Captains oder die Duelle U-Boot vs. Monsterkrake kreisen, ist Ludwig erkennbar sanfter gestrickt. Beim Hören der CD kamen denn auch bei mir die anderen Romanpassagen aus dem Unterbewusstsein hervor – die, in denen der eigenwillige Weltflüchtler seinen unfreiwilligen Gästen die paradiesischen Unterwassergärten zeigt. Diese waren von Verne wohl ganz bewusst gegen eine Welt konstruiert, die von Gewalt, Krieg und immer stärker werdender Naturvergewaltigung durch Mensch und Technik geprägt war. So etwas gab es auf seinem Meeresboden nicht. Und so etwas findet sich auch auf “In Search of Castaways“ nicht.
Grobschnitt’s Eroc hat das Teil produziert. Und so ist es wohl kein Zufall, dass die Unterwasserreise mit Nautilus gelegentlich an dessen “Wolkenreise“ erinnert – oder an andere melodische (deutsche) Elektroniker aus den späten 70er bzw. frühen 80er Jahre, wie sie mit Mickie D’s Unicorn oder Baffo Banfi auf dem innovativen Labe IC zu finden waren. Was Nautilus aus dem Meer vieler ähnlich gelagerter Acts heraushebt, ist die Gitarre von Werner Strätz, die immer wieder an David Gilmour erinnert ohne jemals ins Plagiat abzudriften oder konkrete Floyd-Songs ins Ohr zu locken. Strätz versteht es einfach, seine Gitarre so zum Leben zu bringen, wie es Gilmour zur Legende gemacht hat. Hört Euch nur einmal das wunderbare akustische Gitarren-Instrumental “A friendly Farewell“ an.
Ein Pink Floyd-Clon ist Nautilus dennoch nicht, da sich diese Gitarre zum Einen nicht bei jedem Tack findet und zum anderen in ein anderes musikalisches Konzept eingewoben wird, das erheblich sanfter, melodischer und kaum einmal rockig ist. Ein Paradebeispiel dafür ist ”Time to turn”, bei dem die wieder recht floydige Gitarre in einer Atmosphäre laaaang schwebender (Unterwasser)-Keyboardsounds eingesetzt wird. Extrembeispiele, wie das bezeichnender Weise mit Vogelgezwitscher-Samples ausgestattete “Archaeopteryx“, gehen weit in die Richtung der Esoterik-/Wellness-Mucke. Andere Keyboard-dominierte Stücke (“Back on Earth”) könnten sich praktisch nahtlos in das bereits genannte IC-Label-Konzept einfügen.

Copyright: Norbert von Fransecky @ www.musikansich.de


In Search Of Castaways

The Prudence label based in Germany is well known for their output of nice, romantic music. This new release by a young band called Nautilus (Martin Ludwig: Keys, synthesizer and sequencer; Werner Strätz: guitars and mandolin; Ralf Weiden: sampler, synthesizer and sequencer) has some tracks on it that would fit that description. It contains pieces where guitar plays leading role, though others are full of sequencing and synth-sounds, but not without guitar. The production is crystal clear. Although the overall atmosphere is romantic, sometimes it flees from this impression, like on „Back on Earth.“ where you can hear some strong guitar chops. The title piece, which clocks at almost 22 minutes, is a strong effort with restrained, though shiny sequencing, again good guitar and beautiful synth soloing. The building of the piece is very much like good old Schulze. In „The Final Discovery“ they even take on Vangelis‘ heights with epic bombast. This album is nothing for listeners who like things rough, but the ones who like it more sweet, romantic and don’t mind an overproduced album should try it.

Copyright: Roel Steverink @ www.expose.org